Dresden, März 2025 – Die ukrainischsprachige Theatergruppe „5 Kulissen“ des Musiktheaters „Expression“ wagte sich mit Jean Anouilhs Stück „Das Orchester“ an eine Herausforderung, die es in sich hat. In der Inszenierung „Das Leben am Rande“, gezeigt am 20. und 21. März 2025 im Dresdner Theaterhaus Rudi, präsentierte die Gruppe ein Spiel auf dem schmalen Grat zwischen komödiantischer Fassade und existenzieller Tragik – und das mit bemerkenswerter Intensität.

Schon die sprachliche Anlage des Abends ist bemerkenswert: Gespielt wurde auf Ukrainischmit deutschen Untertiteln. Und obwohl dies leicht zu einer Distanzierung hätte führen können, geschah genau das Gegenteil: Das Publikum war mittendrin – als Gäste eines Kurort-Konzertcafés, unfreiwillige Mitwisser einer bröckelnden Scheinwelt.

Im Zentrum steht ein drittklassiges Damenorchester, das mit Charme, graziler Eleganz und einem Hauch Erotik versucht, die alltägliche Tristesse des Kurpublikums zu übertünchen. Schwarze Kostüme mit roten Akzenten, Strümpfe und gezielt eingesetztes Licht erzeugen eine Atmosphäre zwischen Glanz und Zerfall – eine visuelle Übersetzung des inneren Spannungsfelds der Figuren. Die Regie, geführt von Lyubov Otto-Moskalenko (die zugleich als Madame Hortense auf der Bühne steht), hat ein sensibles Gespür für diese Ambivalenz: Zwischen ironischem Lächeln und stiller Verzweiflung entfaltet sich ein faszinierendes Figurenkaleidoskop. Unerfüllte Sehnsüchte, gescheiterte Beziehungen, zerplatzte Lebensentwürfe: alles schwingt mit, bricht durch, wie musikalische Misstöne in einem scheinbar harmonischen Stück…

„Das Leben am Rande“ ist eine Hommage an die Zerbrechlichkeit menschlicher Fassaden, ein leiser Aufschrei unter dem Mantel der Musik. Eine Inszenierung, die das Publikum nicht mit vordergründigem Glanz, sondern mit feiner Zwischentönigkeit berührt.

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Dieses Theaterprojekt wurde gefördert durch das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden